we were at the moon...
Interview



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hier als Text unten ein altes Interview von 2006 beim Musikzirkus-Forum: (original-link: www.musikzirkus.eu)


Musikzirkus-Forum / Jürgen (im Folgenden MF): "Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit, wie kam es zum Projekt Space Debris ? Was war eure Motivation dahinter ?"

Christian Jäger, Space Debris (im Folgenden CJ):" Erstmal danke für Euer Interesse an uns und für die Möglichkeit einiges über Space Debris „lüften“ zu können. (Antworten von Christian Jäger in Absprache mit Tom Kunkel und Tommy Gorny). Wir Musiker kennen uns von einer früheren gemeinsamen Band. Zwischendrin wurden – und das machte am meisten Spaß – immer wieder Jams gemacht. Diese Tapes wurden Jahre später, als wir schon keinen Kontakt mehr hatten zueinander, von mir abgemischt. Dabei hatte ich eigentlich nur eine Möglichkeit der Archivierung für Jahrzehnte gesucht und die digitalen Speichermedien als zu kurzlebig verworfen. Vinyl war dann die geeignete Idee und zwar lediglich um sich selbst und Freunde damit zu beglücken. Schnell wurde eine Nachfrage im deutschen und internationalen Underground draus, was gar nicht beabsichtigt war."

MF: "Ihr bezeichnet euch inzwischen als Band und nicht mehr als Bandprojekt. Wie kam es dazu und was bedeutet das für euch, was wollt ihr damit sagen ?"

CJ: "Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der ersten DLP, die ja auch mit 9 verschiedenen Musikern eingespielt wurde, war es nur ein Projekt von mir und völlig unklar, ob ein Kern der Musiker jemals weiter als Band weitermachen würde. Um keine falschen Erwartungen zu wecken wurde es als das, was es damals (ca. bis Anfang 2004), tatsächlich war, auch bezeichnet, nämlich ein Projekt. Ich habe dann Kontakt mit Tom und Tommy, die bereits auf der ersten DLP die meisten Jams mit mir - also zu dritt - eingespielt hatten, aufgenommen und die Bereitschaft es wieder zu versuchen war da. Die zwei Bassisten der ersten Platte waren zwar auch von der Platte begeistert, wollten aber nicht weitermachen. Das Ergebnis war die „Kraut Lok“ DLP. Von diesen Jams an war klar, dass es eine Band, ein Trio ist und seitdem werden Entscheidungen auch gemeinsam getroffen und sich so präsentiert und wieder regelmäßig getroffen. Mittlerweile hat sich die Freundschaft zwischen uns drei auf eine stabile Basis gestellt und das Verständnis beim Improvisieren ist unglaublich hoch, was ein besonderer Glücksfall ist."

MF: "Eure Musik ist oft sehr songartig, obwohl rein instrumental. Habt ihr den richtigen Sänger der zu euch passt noch nicht gefunden oder legt ihr da gar keinen Wert drauf ?

CJ: "Also da kann man differenziert hinschauen. Es gibt zwar, besonders auf der neuen Platte, einige „songartige“ Jams, aber der Großteil der Stücke ist doch sehr frei fliegend, finden wir. Was Du meinst ist wahrscheinlich das für Jams normal unübliche melodische und kompositorische Gerüst, das bei uns immer wieder aus dem Nichts entstehen kann und die Leute verblüfft, wie uns selber auch. Deshalb sehen wir die Stücke auch nicht als „Improvisation“ sondern um es mit den Worten des Holger Czukay von Can zu sagen, als: „Spontankompositionen“. Diese Arbeitsweise (wobei wir zu völlig anderer Musik als die phantastischen Can kommen wohl bemerkt) ist der Arbeitsweise des Jazz ungleich, denn beim Jazz wird ein Hauptthema vorher festgelegt und dann darauf improvisiert. Wir entwickeln das Thema aber erst beim Spielen und der Anteil an Soli ist geringer als beim Jazz. Diese spontan entwickelten Themen werden vom Hörer als „Songstrukturen“ wahrgenommen. Es ist nichts anderes als das Gegenstück zu wahllosem Gedudel. Neuerdings - und zwar besonders als Vorbereitung auf Gigs – haben wir ein paar mal versucht, die Themen der auf Platte verewigten Stücke uns nachträglich draufzuschaffen und damit zu jammen, das wäre dann eher die Methode des Jazz auf psychedelischen Rock übertragen. Aber zurück zu Deiner Frage nach einem Sänger: Ja, wir haben noch nicht den richtigen Sänger gefunden, aber auch keinen gesucht bisher. Tom hat eine sehr schöne Stimme und wir werden wohl in nächster Zeit seinen Gesang ausprobieren. Tommy und ich trällern zwar auch gerne, aber das Niveau unserer Gesangsstimmen reicht bei Weitem nicht an die Qualität unserer Musik heran, finde ich. Ein Sänger/eine Sängerin müsste ein sehr ausgeprägtes Talent für Improvisation haben, eine sehr schöne Stimme und da er so im Vordergrund wahrgenommen werden würde, ein verstehendes blindes Gefühl für die Musik, die wir machen.

MF:"Ich könnte mir gut einen Sänger a la Damo Suzuki zu eurer Musik vorstellen. Jemanden der spontan mit der Stimme improvisiert und sie eher lautmalerisch, als zusätzliches Instrument im Mix einsetzt. Wie findet ihr diese Idee ?"

CJ: "Das wäre einmalig bestimmt spannend aber langfristig nicht passend. Ich habe Damo übrigens in Frankfurt letztes Jahr gesehen und ich finde, wir sind zu melodiös und weniger abstrakt als er. Lediglich bei einigen wenigen Ausflügen von uns in die abstrakte Musik könnte das passen. Ich habe kurz mit ihm geplaudert nach dem Gig damals und finde ihn höchst sympathisch und hab vor seiner Kunst großen Respekt."



MF: "Soll die Band anderweitig personell erweitert werden (zweiter Gitarrist, fester Percussionist etc.) ?"

CJ: "Nicht geplant."

MF: "Während ihr spielt, gehen euch da Bilder durch den Kopf ? Eure Musik wirkt auf mich immer sehr plastisch, sehr bildlich. Geht euch das selbst auch so ?"

CJ: "Sehr interessante Frage. Beim Spielen direkt nicht, aber ich fühle die Musik durch meinen gesamten Körper, einschließlich wachem Verstand und seelisch. Es ist ein meditatives, ganzheitliches Gefühl, dass z.B. bei eingeprobtem Songrunterspielen nicht aufkommen könnte. Du musst Dir vorstellen, dass Du gleichzeitig Ideen kreierst, sie ausführst, sie fühlst und den anderen einzeln zuhörst wie auch dem Gesamtergebnis. Dabei fließt man einfach und denkt nicht mehr, sondern -wenns ideal läuft- ist man eins mit allem um einem herum, das ist jetzt keine Wichtigtuerei, was ich sage, sondern so empfinde ich das. Die Spielweise ist auch nicht mehr technisch versiert, man macht kaum Fehler, weil man spielt, was man fühlt. Bilder und Filme laufen dann bei mir eher erst dann ab, wenn ich die Musik später als Platte anhöre; da habe ich vermutlich die gleichen Feelings und Erlebnisse beim Hören, wie die anderen Hörer. Ich dachte bei „Second Sight“ z.B. an Crazy Horse und seine tragische Geschichte. Bei „We were at the moon, before you were at the moon“ sehe ich klar und deutlich alle Phasen eines Mondraketenflugs incl. erfolgreicher Heimkehr. Auch Tom geht es ähnlich. Er erzählte mir neulich, dass er bei einem bisher unveröffentlichten Song (20 Min live) durch Canyons geflogen ist beim Anhören. Tommy meint, er stellt sich häufig die Leute vor, die uns hören. Z.B. , er sei irgendjemand, der grad mit dem alten Wohnmobil nach Südfrankreich fährt und La Mano de Dios im CD-Player hat. Oder sieht eine schöne Frau in einer WG in Barcelona, die in der Küche aus einem alten Radio „Radio Fronteira“ hört, wo wir grad laufen..."

MF: "Das erste Album hieß „Krautrock Sessions“, das zweite „Kraut Lok“. Seht ihr euch selbst in der Tradition der Krautrocker oder kam das von Fans, Hörern der Band ?"

CJ: "Wir sehen uns deshalb in der Tradition des Krautrock, weil wir einige Gemeinsamkeiten mit den früheren originalen Kraut-Bands meinen zu haben: 1. Wir greifen die Sounds und das Musikverständnis der Rockbands der 60er und frühen 70iger auf, 2. die Instrumentierung und Spielweise mit Hammond, Röhrensound und alten Ludwig-Drums, 3. die Improvisation und Experimente stehen im Vordergrund, 4. wir sind aus Deutschland, 5. die Musik spricht Krautrock-Fans direkt an, d.h. unser Publikum ist ähnlich sortiert, ist ein Teil der Hippiekultur.  Selbst Mani Neumeier v. Guru Guru, der unsere erste Platte hörte und mich anrief, bezeichnete uns als „Kollegen“. Meiner Meinung nach ist der Begriff „Krautrock“ auch kein eng zu fassender Musikstil, sondern historisch zu sehen. Durch die Punk und Wave - Bewegung und die Furcht erregenden, polierten 80er Jahre wurde Kraut unterbrochen und Ende der Neunziger wurde erst wieder da angeknüpft. Wir beziehen uns aber eher auf die Arbeitsweise und Einstellung der Krautrockbands und eher auf den Sound der englischen Vorbilder, aber weniger auf deren jeweils sehr ausdifferenzierten Stil. Ich denke, dass wir mittlerweile eine recht eigene Art entwickelt haben, die in die Landschaft der frühen 70er passt aber nichts plump kopiert. Wo die Reise weiter hingeht ist spannend und wissen wir selber noch gar nicht."

MF: "Viele Musiker aus der damaligen Szene scheinen auch heute noch ein Problem mit dem Begriff Krautrock zu haben, ihn noch immer als abwertend zu empfinden. Ich persönlich sehe es als Markenzeichen für eine spezielle deutsche Art der Rockmusik an, was nicht heißt dass das so nur deutsche Bands spielen können. Wie seht ihr das ?"

CJ: "Wir sehen das ähnlich. Krautrock ist so vielfältig, so fasst man z.B. Bands wie Frumpy und Can in diesen Begriff, was ja schon genügend Aussage über die Stilvielfalt des Krautrock hergibt. Man sollte das auch nicht so bierernst betrachten, Kraut ist Spaß und Kult und Hippiekultur und Phantasie und sollte nicht zu einem dogmatisch besetzten Begriff für Erbsenzähler mutieren. Wir sind sicherlich keine echte Krautband im historischen Sinne, aber haben uns diesen Begriff spielerisch, ohne groß drüber nachzudenken übergestreift. Kann man jederzeit wieder abstreifen, dass ist unser Vorteil. Außerdem ist Kraut im Ausland mittlerweile ein Qualitätsbegriff. In Amerika gibt es Kraut-Festivals ohne deutsche Bands, das ist auch in Ordnung so. Warum sollten wir also als „Söhne“ der Krautrocker das Etikett nicht benutzten? Das Moonhead Magazin hat mal über uns geschrieben, dass wir so was wie das fehlenden Bindeglied zwischen dem originären Krautrock und der damaligen internationalen Rockszene, wären oder so ähnlich, wenn ich mich nicht irre. Du siehst, es kann viel geredet werden – ob das einen Sinn macht, weiß ich nicht, wir machen einfach unsere Musik und sind keine Musikwissenschaftler. Ich denke, dass das explizit getragene Krautetikett uns auch vor Schubladisierungen und plumpen Vergleichen schützt, weil Kraut so unglaublich vielseitig ist."

MF: "Die verrostete Lokomotive auf dem zweiten Album ist ein sehr wirksames, richtig gutes Motiv. Wie kamt ihr denn darauf ?"

CJ: "Ein enger Freund aus alten WG-Tagen ist Oliver Gerhartz. Er ist Fotograf und hat diese tollen (nicht retuschierten) surrealistisch anmutenden Bilder in Bolivien geschossen und mir bei einem Diaabend gezeigt. Ich musste ihn sofort drum bitten, ein Cover draus zu machen. Das passt unglaublich zu unserer Musik. Das Wortspiel ist dann spontan entstanden. Geile Bilder!"

MF: "Nach zwei surreal anmutenden Fotografien auf euern ersten Covern diesmal nun eine Malerei. Ist das ein Hinweis auf eine Richtungsänderung ? Gibt es spezielle Gründe für dieses Coverbild (welches ich im übrigen sehr gelungen finde) ?"

CJ: "Gut beobachtet! Das erste Cover zeigt unseren Proberaum in nachträglich verfremdeter Form. Alle Cover haben gemeinsam, dass die Idee jeweils einen Bezug zu unserer Musik und unserem privaten Umfeld hat und die Cover deshalb eine besondere Bedeutung für uns haben. Jürgen Vatters Bild aus dem Jahr 1968 ist nicht nur wegen der zur Musik passenden Malerei zum Covermotiv geworden, sondern auch da ich mit seinem Sohn Matthias Vatter (im übrigen ein toller Musiker, der bereits mit Damo einen Auftritt hatte, witzigerweise) seit Jahrzehnten (mein Gott bin ich alt) befreundet bin und immer mal wieder in der Druckerei vorbeigeschaut habe und mir dort eben nebenbei die Malerei gezeigt wurde, die direkt aus der original Hippiekultur von damals stammt, wie man ja auch unschwer sehen kann…"

MF: "Warum spielt ihr Musik die sich an die 70er Jahre anlehnt ? Sollen modernere Einflüsse mit integriert werden in der Zukunft ?"

CJ: "Was in der Zukunft für Veränderungen passieren werden – keine Ahnung – möglich ist Vieles, da wir nicht dogmatisch an den 70ern hängen, sondern einfach unserer Begabung und unserem Spaß nachgehen werden und der ist zur Zeit noch klar beim Sound der 70er verortet. Wir drei Musiker haben aber auch schon ganz andere Stile praktiziert, besonders Tom ist sehr vielseitig und produziert im Stillen unglaublich gute Musik, die stilistisch wenig mit Space Debris zu tun hat. Tommy macht nebenbei in einer Folk-Band mit und ich in einer 60-Garage-Band, habe aber auch schon in Crossover-Bands gespielt. Aber das Herz schlägt eindeutig für den Sound, den wir derzeit machen!! Ich finden einfach, das das Feeling und die Sounds aus den 70ern toll sind und als Schlagzeuger langweilen mich z.B. die edlen, sauberen Drumsounds die mit modernen Schlagzeugmarken und Studiotechniken aufgenommen wurden. Alles sauber und komprimiert bis zum Anschlag ohne Tiefe und Rotz. Manche (zum Glück wenige) Reviews haben einen unperfekten Sound bei uns bemängelt, dazu kann ich nur sagen, dass dieser mit ganz wenigen Ausnahmen genau so beabsichtigt ist. Das Schlagzeug soll eben genau so altmodisch, holzig warm und vielleicht auch dreckig, d.h. geil, klingen. Wir sind nicht Teil der zur Farce gewordenen Rockindustrie, das darf man nicht vergessen. Die Orgel schnauft wie ein Drache, so ist das auch gut so. Ich hoffe, dass wir uns das nicht ausreden lassen. Die meisten Hörer sehen das ja ähnlich zum Glück. Die neueste Resonanz ist, dass einige von uns nun wohl Rock-Songs erwarten. Dass gerade unsere spezifische Art Musik zu kreieren, der Grund für die emotionale Tiefe und die Unverkrampftheit der Themen und Wechsel ist, scheint nicht klar zu sein, da unsere Arbeitsweise sehr selten verbreitet ist und auch nicht von vielen beherrscht wird. Es gehört schon mehr Mut dazu, sich ohne Vorbereitung auf die Bühne zu stellen, anstatt fleißig eingeprobte Songs sauber zu spielen, eventuell noch mit eingeprobter Show. Die Tiefe der Musik steht bei uns eindeutig im Vordergrund. Das wird sich wohl nicht ändern, denke ich. Terry Bozzio hat in den Neunzigern auch eine frei eingespielte CD veröffentlicht, war unglaublich geil!"

Tom Kunkel (Space Debris Keyboarder): "Ich denke, dass die inzwischen über 30-ig jährige Berieselung der Zuhörer und Kritiker mit durcharrangierter Musik - welche Band hat schon die Erstversionen veröffentlicht? - durchaus Spuren hinterlassen hat. Selbst bei meinen eigenen Songs hat mir immer die erste Version am besten gefallen. Die Vergleiche mit 70iger Bands in manchen Reviews sagen mir manchmal gar nicht viel - ich kenne diese Bands z.T. gar nicht. Kaum ist mal eine Hammond dabei, heißt es gleich Deep Purple, Uriah Heep, Brian Auger... Ich denke, ich bin vielleicht wenn überhaupt bezügl. Keyboardspiel eher nur virtuell mit Pink Floyd, Santana und Deep Purple vergleichbar, weil da doch starke Einflüsse herkommen. Ansonsten wurde ich mindestens genauso von mir favorisierten Gitarristen beeinflusst. Größere Einflüsse haben da eher Blues (Feeling), Klassik, Jazz und ein Psychedelischer Melancholismus. Wie schon gesagt, es sind halt ungewöhliche Hörgewohnheiten gefragt bei Space Debris. Die Leute, denen die Musik gefällt, die haben es kapiert, bzw. deren Ohr ist nicht auf 4 Minuten begrenzt"

MF: "Wie würdet ihr eure Musik selber beschreiben, klassifizieren ?"

CJ: " ´Offene Spontankompositionen, mit Sound und Artwork der frühen Siebziger im Stil von Space Debris.´ würde ich sagen. Witzigerweise ist der Kanon der Bands, mit denen wir verglichen werden so umfangreich (von Jazz, Zappa über Beatles, Santana, Purple, Allman Brothers, Floyd, Can, etc., etc.), dass man daraus schließen könnte, dass wir wohl eine eigene Art entwickelt haben. Wenn verschiedene Leute beim gleichen Lied unabhängig voneinander jeweils mal die Beatles, Hendrix, Rainbow und The Who deutlich als Anlehnung herausgehört haben wollen (z.B. beim Song Mountain High), da fragt man sich, ob der Song wohl vielleicht in die jeweilige Schublade nicht reinpassen will. Das alte Spiel halt. Ich verrate Euch was: der Song hat ein eigenes Feeling, das aus der unbewussten Beschäftigung mit allen möglichen Bands kreativ entstanden ist. Damit entstand etwas Neues und das ist modern, weil neu, und nicht wenn wir Hip Hop oder Grunge oder mehr Computersounds verbacken würden. Warum spielen denn so viele gute aktuelle Bands mit den alten Instrumenten und Verstärkern? Weil die neuen Sounds kalt und glatt klingen. Schlimm wird's dann, wenn künstlich Filter zum wieder warm und rau machen nachträglich eingesetzt werden; viel moderne Technik benutzen ist aber nicht gleich modern."

MF: "Beim neuen Album zeigt der CD-Player folgende Texte:

1.)Blue Alert aktuell 2.)Three Forces end rums weg 3.)Fusion Session gemastert 4.)Mountain neu gemastert ohne schnitt 5.)Space Debris Song end mehr bass Ein Versehen bei der Endproduktion der CD ?"

CJ: "Oh, wie überraschend, wusste ich gar nicht, ist mein Fehler, das sind noch alte Arbeitstitel, die wohl versehentlich nicht gelöscht wurden von mir, wie doof. Aber auch interessant, denn die Platte sollte ursprünglich „Blue Alert“ heißen. Na ja , so wird man, falls es zu einer Neuauflage kommt, wenigstens die erste Auflage von CDs identifizieren können, ist halt alles selbst gemacht von uns: Spielen, Aufnehmen, Schneiden, Mischen, Coverdesign, Layout, Vertrieb, Versand etc."

MF: "Warum diesmal eine gepresste und keine gebrannte CD mehr ? Gab es irgendwelche Probleme ?

CJ: "Wir hatten bisher nur eine einzige Reklamation bei hunderten von selbstgebrannten CDRs. Das ist nicht der Grund, die Cover sind selbstgedruckt sogar besser. Aber ich war einfach überfordert weiterhin so viele CDR herzustellen – wäre ja auch dämlich sich unnötig Arbeit zu machen. Die angefragten Stückzahlen sind einfach zu hoch mittlerweile."

MF: "Euer neues Album lehnt sich mehr an internationalen 70er Rock an, wie an Krautrock. Ist das spontan so passiert oder habt ihr euch da einen kleinen Richtungswechsel vorgenommen ?"

CJ: "Es ist spontan passiert und wir haben es erst nach Fertigstellung der Platte bewusst wahrgenommen, jedenfalls Tom und ich in einem Gespräch neulich. Ich mag beides und freue mich auch wieder auf mehr experimentellere Stücke, die mehr abdrehen, ein bisschen gradliniger ist die neue im Vergleich zu den beiden ersten Platten schon, aber mir gefällt, dass viele Ideen auf den Punkt gespielt wurden. Vielleicht liegt es daran, dass Tom gerade nur noch alkoholfreies Bier trinkt. Im Ernst wir waren meistens absolut nüchtern beim Einspielen. Das bringt Vor- und Nachteile - steckt aber keine Absicht dahinter. Wir sollten mal Äppelwoi ausprobieren Bands wie Deep Purple, Floyd, Heep und Zeppelin (selbst die, wie man nun auf J neueren live CDs und DVDs hören kann) haben nie im Freiflug improvisiert, die hatten immer vorher abgemachte Wechsel, feste Melodien und Strukturen, alles geplant und vorher eingeprobt. Früher dachte ich immer, dass Stücke wie „Dazed and Confused“ von Zep Improvisationen seine, Pustekuschen wie man deutlich auf der „How the west was won“ hören kann. Genauso Deep Purples „Space Truckin“ : ganz enge Spielräume, feste Rythmen und Melodien, wenn auch geile Musik, nicht dass wir uns falsch verstehen. Uns mit diesen Bands zu sehr zu vergleichen ist aber zu einfach, da wir völlig anders arbeiten und zu völlig anderen Ergebnissen kommen aus diesem Grund, auch wenn uns diese Bands an unseren Ausgangspunkt erst gebracht haben."

MF: "Auch ist das neue Album wesentlich kürzer als die beiden Vorgänger. Habt ihr noch Songs zurückgehalten die euch nicht so gefallen haben oder sollte es diesmal kürzer sein ?"

CJ: "Ganz einfach zu beantworten: Eine LP hat eine technisch maximal mögliche Spielzeit und die haben wir einhalten müssen. Wir hätten gerne noch das (starke) Stück „Whales“ (ca. 13 Min) mit drauf, aber wir wollten die CD Hörer nicht gegenüber den Vinyl-Freaks (deren Leidenschaft ich teile) benachteiligen und haben die Länge einer klassische LP produziert, nicht mehr und nicht weniger. Es sind genügend Tapes fertig gemastert, die auf eine DLP gepasst hätten, aber die ausgewählten Stücke sind alle aus der selben Periode Mitte 2006 und haben einen einheitlichen Sound. Es war uns wichtig eine runde Sache abzuliefern, anstatt eine Sammlung von Aufnahmen. Ein richtiges Album halt."

MF: "Das neue Album ist ebenso auf Vinyl veröffentlicht worden wie die ersten beiden. Lohnt sich das von den Verkäufen her richtig für euch, oder ist das eine Art Dankeschön an Fans, eine Reminiszenz an die 70er Jahre der Rockmusik ?"

CJ: "Vinyl ist eine Leidenschaft von uns. Zuerst war Vinyl da und erst danach haben wir CDs gefertigt. Eine Platte ist erst ein Platte, wenn ich sie auf Vinyl mit Cover in der Hand halten kann, so wie ich es gelernt habe. Klar, Gewinne können wir uns abschminken bei Kleinauflagen mit Vinyl. Wir sind ja auch zusätzlich noch so „bescheuert“ farbige Innencover und Poster beizulegen und trotzdem einen recht günstigen Preis zu verlangen. Alles aus rein musikreligiösen Gründen."

MF: "Welche Musik hört ihr privat ? Gibt es da Vorlieben welche sich in eurer Musik überhaupt nicht zeigen ?"

CJ: "Also allgemein hörten wir alle drei seit unserer Jugend wie auch unsere Hörer bereits die im Laufe des Interviews angesprochenen Bands aus den 70gern, die üblichen Verdächtigen halt. Weniger die Stones oder Doors. Alle drei hören wir unabhängig voneinander schon immer jede Menge klassische Musik. Tommy und Tom hören eigentlich kaum Krautrock im Gegensatz zu mir, der sich regelmäßig seit der Jugend Guru Guru, Amon Düül, Can, Frumpy, Birth Control, Atlantis, Kraan, Grobschnitt u.a. anhört. Ich höre aber viel mehr z.B. Billy Cobham, Herbie Hancock und Frank Zappa. Einiges an Jazz von Miles Davis, Weather Report, Tony Williams. Sehr gerne höre ich Mahavishnu und auch indische Tabla und Sitarmusik. Das sind mal die Bekanntesten, es gibt natürlich viele einzelne Musiker, die man aufzählen könnte (Micheal Urbaniak, Jeff Beck, Jean Luc Ponty, Tommy Bolin, Joe Walsh). Ach ja: Helge Schneider und Gerhard Polt darf man nicht vergessen, gehören bei mir auch unter die Kategorie Musik. Meine derzeitige Lieblingsplatte ist von Julie Dricoll „1969“ (als Vinyl!!). John Bonham und Billy Cobham sind meine absoluten Lieblingsdrummer. Zur Zeit höre ich die Reihe von CTi-Jazz-LPs aus den frühen 70ern (mit Freddie Hubbard, Cobham, De Jonette, Randy Wilson, Ron Carter, etc.), wie überhaupt meiner Ansicht nach tendenziell das meiste Gute zwischen 65-75 produziert wurde… Tommy hat darüber hinaus einen Hang zu dem was heut so unter „Prog“ gelistet wird wie Dream Theater oder auch die alten Genesis. Sanften Sachen wie Clannad kann er mühelos auch wagnerianischen Bombast oder ein Ding wie Rammstein folgen lassen. Tom ist ein sehr tiefer Jon Lord Verehrer und hört privat außerdem die irrsten Sachen, z.T. sogar auch Opern."

MF: "Könnt ihr von eurer Musik mit Space Debris leben oder läuft das neben euren Berufen her ?"

CJ: "Wir sind alle berufstätig und sind weit davon entfernt von der Musik leben zu können. Dazu müssten wir Coverbands gründen oder Tanzmusik machen. Nimm z.B. die geplante DVD, da sind die Dreh- und Schneidekosten schon so hoch, wenn Du ein professionelles Ding abliefern willst. Mal abwarten, falls die Stückzahlen weiter steigen, bleibt vielleicht auch mal was hängen. Derzeit erschließen wir immer mehr Anhänger unserer Musik. Wir sind froh, dass wir bisher alle Tonträgerauflagen an den Mann bringen konnten ohne große Verluste zu machen."

MF: "Wollt ihr in Zukunft mehr Liveauftritte absolvieren ?"

CJ: "Ein paar mehr wären gut. Wir wollen aber keine zermürbenden Clubtouren machen. Hab ich während meiner Studienzeit gemacht und genossen, brauche aber neben Beruf auch Zeit für Freunde und Familie. Tom geht’s genauso, Tommy würde, glaube ich, auch ausgiebig Touren. Eine kleine Japan-Tour ist der Traum den wir haben, vielleicht klappt´s ja irgendwann, Platten verkaufen wir ja bereits nach Japan. Nächster Gig ist auf der Zappanale 2007. Am liebsten spielen wir auf Festivals. Wir haben derzeit kein offensives Gig-Mangement, weil keine Zeit. Wir spielten bisher ausschließlich auf Anfrage, weil wir nicht die Zeit hatten von uns aus tätig zu werden. Wir freuen uns über Anfragen von Hippie- und Rockfestivals sehr. Ein paar Sachen sind gerade in Planung, Infos über unsere website: www.spacedebrisprojekt.de"

MF: "Danke fürs Beantworten !"


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