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Interview



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Ausschnitte eines Interviews geführt von Kristian Selm mit Christian Jäger (Schlagzeug), Tommy Gorny (Gitarre) und Winnie Rimbach Sator (Keyboards). Vollständiges Interview in der Print-Ausgabe (Progressive Newsletter Nr.66 09/09)


Kristian Selm: Inwieweit ist Space Debris mittlerweile mehr eine Band, denn ein Projekt mit wechselnden Musikern?

Christian: Ganz klar eine Band, weil der Kern der Band war von der ersten Vinyl an ein Trio, das bis Anfang 2008 über viele Jahre festen Bestand hatte und nur immer wieder ergänzt wurde für einzelne Aufnahmen. Da Winnie neuer Keyboarder ist und Peter Brettel seit 2007 fest eingestiegen, ist die nun 2. feste Band-Besetzung ein Quartett, das seit Anfang 2008 und auf der neuen CD zu hören ist. Ich hoffe, dass es so noch Jahre bleibt. Ein Projekt war es lediglich bei der ersten Plattenproduktion.

Wie hat sich der Wechsel an den Keyboards von Tom Kunkel zu Winnie Rimbach-Sator auf euer Zusammenspiel ausgewirkt?

Christian: Das Zusammenspiel ist verändert und glücklicherweise sehr gut, als ob wir bereits Jahre zusammen gespielt hätten. Außerdem bringt Winnie neue Sounds und Ideen, was nach 5 Platten sicherlich kein Nachteil ist!

Tommy: Winnie bringt eine große Leichtigkeit hinein. Wir haben uns etwas aus dem schweren Hammond Hard Rock wegbewegt. Das ist gut, denn das haben wir ja lange gemacht und auch hinreichend auf den ersten Platten dokumentiert. Wir gehen mit Winnie weiter, ohne einen totalen Stilbruch zu begehen, bei dem die Leute sich fragen: Was zum Teufel spielen die da?

Christian: Außerdem werden die Vintage-Orgelsounds natürlich weiterhin ein wichtiges Stilmittel bleiben, wie man auf der neuen CD hören kann, Winnies Farfisa-Monster z.B. hat einen unglaublichen Sound.

Euer Zusammenspiel klingt oftmals nach „richtigen“ Songs, denn nach spontanen Improvisationen. Wie wichtig ist es Euch, auch auf Strukturen und Feeling zu achten?

Christian: Sehr wichtig! Denn nur wenn man Struktur reinbringt und diese Struktur als Gefühl aus dem inspirierten Moment raus empfindet, kann es eine runde Sache werden.

Tommy: Manchmal hab ich das Gefühl, die Strukturen sind schon im Raum, wir greifen sie ab wie eine Antenne. Klingt nach Esoterik, aber so ungefähr muss es sein. Wenn das Feeling beim Spielen ein Gutes war, ist zumeist das Geschaffene auch gut und umgekehrt. Aber das ist auch kein Naturgesetz. Es kann auch genau andersrum sein, und man glaubt, heute sei es langweilig gewesen und dann erscheint es auf der nächsten Platte!

Sind Eure Wurzeln komplett in den 70ern zu finden oder finden auch aktuelle Einflüsse bei Euch Berücksichtigung?

Tommy: Ich glaube nicht, dass z.B. „Live ghosts“ so sehr 70-er ist, wie häufig dargestellt. Es sind wesentlich modernere Keyboardsounds, der Jazz ist nicht zu überhören, der Heavy Metal ist auch häufig präsent, auch dass es so was wie „Prog“ gab, scheint durch. Aber da die 70-er wesentlich mit Improvisation zu tun hatten, ist es nahe liegend, dass wir mit derartigen Bands mehr zu tun haben als denen, die aus den letzten 30 Jahren stammen.

Winnie: Mit Einflüssen ist es so eine Sache. Ich könnte dir jetzt eine Stelle zeigen, wo ich was spiele, das von einem Technomix inspiriert ist, und dann sagst du mir, krass, das hat aber der XY schon 1930 gemacht. Also ich glaube, der guten Idee ist es egal, wer sie hat. Und wann er sie hat.

Wie bereitet ihr Euch auf einen Liveauftritt vor? Gibt es so etwas wie eine Richtung bzw. festgelegte Themen oder entsteht wirklich alles spontan aus dem Augenblick heraus?

Tommy: Der Arbeitsauftrag lautete einmal: kein Stück sollte kürzer als 20 Minuten sein. Clint Eastwood hat mal über seine Western gesagt: „Ich reite in eine Stadt. Der Rest ergibt sich.“ So empfinde ich das auch.

Winnie: Ich denke, die Vorbereitung ist, die Gruppendynamik hochzufahren. Jeder muss seinen Alltag Backstage lassen, und wir müssen uns aufeinander eingrooven. Bei improvisierter Musik kommt das Setting 100%ig durch. Wenn da einer einen schlechten Tag hat und die anderen können ihn nicht hochziehen, dann hörst du das eventuell.

Gab es auch mal die Situation, dass ein spontanes Zusammenspiel in eine „falsche“ Richtung lief und wie schafft ihr es, solche Situation zu „bereinigen“, vor allem bei Auftritten?

Christian: Es gibt keine falsche Richtung, höchstens eine langweilige, die dann mit einem neuen Impuls einer Idee gerettet werden kann.

Tommy: Die wohl außergewöhnlichste Art der Rettung kam mal von Christian, der während eines Songs auf dem Zappanalekonzert die Drums ausklingen ließ, zu den anderen ging, die weiterspielten und ein neues Thema verabredete, das dann nahtlos angehängt wurde, nachdem er wieder am Schlagzeug saß. Die falsche Richtung ist’s, wenn es einen selbst nicht kickt. Mir hilft es jedoch immens, auch mal ne Weile gar nix auf der Bühne zu tun, das Ganze zum Trio zu reduzieren und Zack! Schon passiert wieder Neues, auch weil dann weniger Köche am Brei rühren. Das kann immens Klarheit bringen.

Eure Aufnahmen sind ebenfalls auf Vinyl erhältlich. Wie wichtig sind Euch die Veröffentlichungen auf Schallplatte?

Christian: Sehr, die nächste wird wieder CD und Vinyl sein. Vinyl ist das ultimative Medium, mit größeren Covern und einem quasi Ritual beim Auflegen, macht einfach religiösen Spaß mit dem Vinyl, außerdem klingen manche Vinyls besser als die CD Version, aber Vorsicht, manchmal auch umgekehrt!!!



Wie kommt ihr außerhalb von Deutschland an?

Christian: Wir haben schon von Anfang an auch eine kleine Nachfrage von Tonträgern aus allen möglichen Ländern in Europa und auch z.B. Japan und USA. Der letztjährige Gig in Belgien kam wohl sehr gut an. Vielleicht spielen wir nächstes Frühjahr auf Empfehlung von Fans in Schweden, da haben wir eine Anfrage für ein kleines Festival. Sicher ist, dass wir im September ein paar Gigs in der Schweiz haben werden. Vor zwei Wochen hatten wir z.B. eine Anfrage von einem Prog-Freunde-Club aus Budapest und von einem Rockmagazin aus U.K.



Kristian Selm © Progressive Newsletter 2009


http://www.progressive-newsletter.de


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